Bleistiftstudien – oder: detaillierte Leichtigkeit…
23. August 2012
Ich habe die Blätter des Ginkgo schon auf verschiedene Weise dargestellt: als Radierung, als Tuschezeichnung oder in Mischtechnik. Immer faszinierten mich dabei die schlichten Formen der Blätter.
Da der Baum aber im Herbst seine Blätter abwerfen wird, macht es Sinn, die wichtigsten Details von Blättern und Astansätzen in einer genauen Bleistiftzeichnung zu sichern. Mit so einem Fundus ist es dann möglich, auch ohne das direkte Vorbild neue Arbeiten zu entwickeln. Man zeichnet also nicht von einem Foto oder der Zeichnung ab, sondern baut sich aus der erinnerten Wahrnehmung und den Erfahrungen eigene Zweige und Blattformationen auf.
In einer ersten Zeichnung habe ich mir die Blätter vorgenommen. Zunächst betrachte ich die Formen, Stielansätze und Besonderheiten einzelner Blätter sehr genau und versuche dann Regeln zu erkennen, die mir bei der Ausarbeitung helfen können. Schnell ist z.B. festzustellen, dass die Blätter unterschiedlich tief geschlitzt sind, die Stiele sehr dünn erscheinen und sich auf Grund dessen immer leicht biegen, was dem Ganzen eine gewisse Eleganz verleiht.
In der unten stehenden Zeichnung kam es mir vor allem auf die Form an, die Drehungen und den Schwung der Blätter hebe ich mir für eine spätere größere Zeichnung auf:
Die Blätter erscheinen in Büscheln, die aus dicken verholzten Ansätzen herauswachsen. Wichtig war mir ebenfalls, wie die Stiele am Holz des Zweiges sitzen, auch das habe ich sehr genau aufgenommen. Markant sind die Schlitze in den Blättern und der Übergang vom Stiel zum Blatt. Die Maserung der Blätter ist schlicht und geradlinig.
Zudem habe ich das Holz etwas genauer dargestellt. Die Rinde an den dünnen Zweigen ist relativ glatt, weist ringförmige Strukturen auf und hat gelegentlich kleine Verwachsungen und Knospenansätze.
In einer zweiten Zeichnung konzentrierte ich mich ausschließlich auf einen verholzten Zweig und ließ die Blätter fast völlig außen vor – sie sind nur als dünn angedeutete Linien wahrzunehmen:
Hier sind die Wuchsform, Verwachsungen und Unebenheiten, aber auch die Ansatzstellen für die Laubblätter gut zu erkennen. Licht und Schatten bewirken Tonwertunterschiede – auch diese habe ich aufgenommen.
Schon aus diesen beiden Studien ist es nun möglich, einen eigenen Zweig zu konstruieren, vielleicht kann ein Foto noch einige Klarheit zu der Anzahl der Blätter in einem Büschel oder über Größenverhältnisse geben, aber abzeichnen muss man es nun nicht mehr.
Probieren Sie es aus! (Es geht auch mit jeder anderen Pflanze, nur ist der Ginkgo in seinen Formen wesentlich schlichter als eine Rose oder ein Ahornzweig…)
24. August 2012 um 5:40 pm
Fantastisch! Also so etwas möchte ich auch gern können … Aber das überlasse ich mal lieber den Profis! 😀
LG!
24. August 2012 um 6:11 pm
Danke, Photowriter… Man kann das schon lernen. Am wichtigsten ist es den Blick zu schulen, das Sehen zu lernen. Ich habe da schon einige „Zweifler“ auf den Weg gebracht 😉
Grüße
Cordula
24. August 2012 um 6:38 pm
Glaube ich gern, dass Du das geschafft hast! 🙂
26. August 2012 um 2:58 pm
Nun, auch, wenn ich das Malen letztlich meiner Kamera überlassen muß, so finde ich es doch sehr interessant, wie Du die Entwicklung Deiner Bilder beschreibst.
Und daß mir die Bilder gefallen, versteht sich von selbst 😉
1. September 2012 um 7:37 am
[…] und setzte nur am Schluss einige grüne Akzente. Hier zeigte sich auch, dass die vorangegangenen Bleistiftstudien zum Ginkgo nützlich waren. Aus der Erinnerung dieser Übung war es möglich, aus den Verlaufspuren passende […]
15. September 2012 um 4:22 am
Es würde meine Neugierde besonders stillen, wenn ich wüßte, was in unserem Garten seit einigen Jahren wächst. Wir bekamen einen kleinen Steckling geschenkt (von der Nordheide in die Eifel) und keiner meiner schlauen Bücher hilft mir weiter, das Gewächs zu bestimmen. Es sieht so aus, daß es ein Baum wird (Stammbildung), hat relativ große Blätter (ähnlich und so groß, wie bei einer Buche – nach dunkelrot jetzt umgefärbt) und an einigen Blattansätzen sehr feste, ca. 3-5 cm lange Dornen, die etwas größer und dunkler als bei einer Zitrone sind. Die harten Winter hat das Gewächs gut überstanden. Es würde mich auch nicht wundern, wenn es eine Wildpflanze ist, die normalerweise nicht in Gärten auftaucht, obwohl sie ganz gut aussieht. Geblüht hat dieser Baum/Strauch noch nicht. Wer kann mir einen Tip geben. Bedanken tue ich mich schon jetzt.
15. September 2012 um 7:01 am
Hast du ein Foto von einem Zweig/den Blättern?