Saisonstart – oder: Tulpen malen in Holland…
14. Mai 2015
Es ist wieder Tulpenzeit und deshalb hatte ich alle Hände und Malblöcke voll zu tun. In diesem Jahr fuhr ich zum ersten Mal nach Holland, genauer zum Keukenhof. Das Land der Tulpen zu besuchen war schon lange mein Wunsch – und es hat sich gelohnt!
Auf dem Weg zum Keukenhof
Tulpengeschichte
Die Züchtung von Zwiebelblumen hat in den Niederlanden eine lange Tradition. Die ersten Tulpenzwiebeln kamen in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts nach Mitteleuropa und wurden wie Schätze gehandelt und in sogenannten Kuriositätenkabinetten ausgestellt. Alles in allem eine Sache der gehobenen Mittelschicht und des Adels.
Nachdem einem Gelehrten aus seinem Tulpengarten Zwiebeln gestohlen wurden, begann der „Massenwahn“ um den Tulpenhandel, denn auch die kleinen Leute wollten ihren Anteil am großen Geschäft. Der Preisverfall begann und innerhalb kürzester Zeit fiel der Preis für Zwiebeln auf einen Bruchteil des früheren Wertes – der erste Börsencrash der Geschichte!
Unbekannt zur damaligen Zeit war die Tatsache, dass es sich bei den gemusterten Blüten um das Werk von Blattläusen handelte, die den Tulpenmosaikvirus auf die Pflanzen übertrugen. Eine erfolgreiche langfristige Zucht dieser Farbspiele war schwierig und die teuerste Tulpe „Semper Augustus“ konnte bis heute nicht mehr nachgezüchtet werden.
Mich fasziniert an Tulpen die schiere Vielfalt an Farben und Formen, die es so kaum bei anderen kultivierten Blumen gibt: Von Schwarz bis Weiß, von klein bis groß, von schlicht 6-blättrig bis zu gefüllten Formen, die wie Pfingstrosen oder Rhododendron aussehen… Es scheint alles möglich zu sein!
Blühende Felder
Zwar war die Hauptblüte auf den Feldern schon vorbei, doch konnte ich noch einiges entdecken, was mich nahezu sprachlos machte! Zwischen kleinen Kanälen befinden sich lange Streifen verschiedener Blumenfelder: Narzissen, Tulpen, Hyazinthen. Das ergibt ein Farbenspektrum von Weiß, Gelb, Orange, Rot, Violett und blau. Wenn dann noch in der Ferne eine Windmühle steht und der Himmel herrliche Wolkenspiele zeigt, dann sind nahezu alle Klischees erfüllt – und die Blumenmalerin dem 7. Himmel ziemlich nahe!
Der Keukenhof
Entstehung
Dier Ursprünge gehen auf die Gräfin Jakoba vopn Bayern (1401-1436) aus dem Keukenduin („Kräutergarten in den Dünen“) zurück, die hier ihre Kräuter für die Küche des Schlosses Teylingen erntete. 1641 entstand hier das Schloss Keukenhof.
1949 beschlossen die Blumenzwiebelzüchter und -exporteure, auf diesem Gelände eine Frühlingsblumen-Ausstellung zu gestalten, die seit 1950 regelmäßig von März bis Mai stattfindet. Besondere Jahres-Themen und die Pavillons, die nach den Namen der Königlichen Familie benannt sind und Sonderschauen beherbergen, runden diese weltweit wohl einmalige Schau der Blumenzucht ab.
2015 wurden auf 32 Hektar Fläche 7 Milionen Zwiebelblumen in 800 Tulpensorten gezeigt. Das Sonderthema war „Van Gogh“.
(Quelle: Parkguide 2015, Keukenhof)
Die Vielfalt
Ich besuchte den Keukenhof an zwei aufeinanderfolgenden Tagen, um dort Tulpen zu malen. Deshalb setzte ich die Prioritäten zu Gunsten der Kunst und verzichtete auf einen entspannten Foto-Rundgang. Schon dafür sollte man einen ganzen Tag einplanen. So geht es mir oft: entweder ich setze mich hin und male oder ich fotografiere oder ich spaziere und lasse die Gesamtheit auf mich wirken. Alles zusammen geht einfach nicht. Deshalb fehlen hier also leider Fotos von den Van-Gogh-Kreationen und den Pavillons.
Malen auf dem Keukenhof
Bei so großer Auswahl heißt es, sich beschränken. Mir war klar, dass es unmöglich ist, „viel zu schaffen“ – da ich grundsätzlich nur lebende Objekte male, sind Fotos nur Gedankenstützen für letzte Details. Also musste alles, was wichtig ist, vor Ort erfasst werden: Vorzeichnung, Farbmischung, Licht und Schatten, Besonderheiten…
Parallel zu arbeiten bietet sich hier an. Während ein Bild trocknet, kann ich das zweite bearbeiten.
14. Mai 2015 um 12:42 pm
Liebe Cordula, einfach nur kraftvoll und gleichzeitig zart deine Umsetzung der Fotos auf dem Papier – wunderschön! Erinnert mich sehr an Maria Sibylla Merian… – Übrigens: im Britzer Garten kann man jedes Jahr die “ Tulipan“ besuchen, um Tulpen zu bewundern – nicht ganz so weit, wenn man in Berlin wohnt…
14. Mai 2015 um 12:46 pm
Liebe Christiane,
ganz herzlichen Dank für deine anerkennenden Worte. Ich habe die Gegenüberstellung Foto-Aquarell zwar „nur“ für die Anschaulichkeit gemacht, denn ich male nur am lebenden Objekt. Aber klar – sie sind immer auch eine gewisse Gedankenstütze.
Im Britzer Garten war ich noch nicht. Dazu fehlte leider die Zeit. Aber im nächsten Jahr sollte es klappen!
Lierbe Grüße
Cordula