Kleinformate – oder: unterwegs zeichnen…
14. Juli 2013
Vor einiger Zeit bat mich die Firma Hahnemühle FineArt GmbH, einige botanische Zeichnungen für eine neues Skizzenbuch im Taschenformat zur Verfügung zu stellen und schickte mir das kleine Büchlein, das mir auf Anhieb sehr gut gefiel:
12,5 x 9 cm klein, passt es in jede Hosen- oder Handtasche, das Papier ist fest und gut für Tusche, Bleistift- und Farbstiftzeichnungen geeignet. Auch das Nachkolorieren mit Aquarellfarben sollte gut möglich sein, wenn nicht zu viel Wasser auf das Papier gesetzt wird.
Hier die drei Arbeiten, die ich direkt ins Mini-Skizzenbuch gezeichnet habe:
Für mich war es spannend, auf so kleinem Format zu arbeiten. Manche meiner Zeichnungen sind zwar auch nicht viel größer, jedoch arbeite ich selten auf kleineren Papierformaten – ich brauche einfach, zumindest „rein psychologisch“ viel Platz.es könnte mir ja noch einiges wichtige mehr einfallen, was noch aufs Blatt muss. Das liegt aber auch daran, dass ich beim Zeichnen einfach nicht aufhören kann…
Dieses kleine Buch war für mich also eine ganz neue Erfahrung – meist waren mir in der Vergangenheit die Skizzenbücher einfach zu groß und zu schwer, um sie mitzunehmen und regelmäßig zu benutzen. Das gilt nun nicht mehr als „Ausrede“.
Seht nun hier, wie das Mini in einem kleinen Video von Hahnemühle präsentiert wurde:
So, nun aber weiter – es warten im Kühlschrank noch einige zeichnenswerte Mitbringsel aus dem Garten: dicht verschlossen in einer flachen Sushi-Schale, gebettet auf ein angefeuchtetes Küchenkrepp, halten sich Blätter, Zweige und manche Blüten noch einige Tage länger…
Zeit – oder: wie im Fluge die Dinge verlaufen…
6. Juni 2013
Sicher vermisst ihr schon meine regelmäßigen Artikel und ich ärgere mich selbst auch schon ein wenig, dass ich kaum noch zum bloggen komme.
Scheinbar saust die Zeit so schnell wie nie und irgendwas bleibt immer liegen. So hatte ich mit Auftragsarbeiten, Kursen, Terminplanungen uvm. so viel zu tun.. naja.
Hier aber wenigstens eine Zwischennachricht, eine neue Zeichnung und das Versprechen, dass es bald in gewohnter Weise, wenigstens einmal pro Woche, hier was zu lesen gibt.
Entschuldigt bitte, im Moment gehts nicht anders…
Diese Blüte ist mir im Botanischen Garten in Dresden aufgefallen, wo ich am letzten Sonntag einen Kurs gegeben habe. Leider konnte ich den Namen dieser Pflanze nicht herausbekommen – sie schlängelte sich hoch oben duch das Gewächshaus ohne dass die Basis zu finden war.
Die Blüte ist lachsfarben/orange, fühlt sich wächsern an wie eine Porzellanblume und hat jeweils drei Blütenblätter in einer Ebene, insgesamt sind es drei Ebenen. Die untersten drei Blütenblätter sind fast rot gefärbt und haben leuctend grüne Spitzen.
Eine wunderschöne Blüte und ich hoffe, ich werde sie noch als Aquarell malen… irgendwann
Fotografische Wahrnehmung – oder: wie genau kann man sehen…?
18. November 2012
Ich werde oft gefragt wie es mir gelingt so naturalistische Zeichnungen oder Gemälde auszuarbeiten:
In jeder Technik geht es dabei um das Erkennen der wesentlichen Formen, Linien und Farben, um Tonwerte und Abstufungen:
In der Bleistift- oder Tuschezeichnung kommt es auf die richtige Abstufung der Tonwerte an:
In der Farbstiftzeichnung geht es sowohl um Tonwertabstufung als auch um die richtigen, aber wenigen Farben:
In jeder dieser Arbeiten ist es in erster Linie das SEHEN. Genau hinschauen, was das Objekt aussagt…
Warum mir das in dieser Weise gelingt ist schwer zu sagen. Ich vermute, dass ich eine Art von fotografischem Gedächtnis oder des fotografischen Sehens habe. Beispielsweise genügt es, eine Wohnung oder einen (begrenzten) Ort einmal zu sehen und ich kann ihn noch viele Jahre später bis ins Detail beschreiben. Möglicherweise ist das bei meinen Arbeiten hilfreich…
Aber trotzdem ist es für Andere möglich zu ähnlichen Ergebnissen zu kommen, wenn er/sie das SEHEN trainiert und vor allem immer wieder übt.
Am besten ist es am Original zu arbeiten: man kann es von allen Seiten betrachten, Licht- und Schattenbereiche erkunden, Blüten und Blätter befühlen usw. Das hilft sehr bei der realen Erfassung der Details. Manchmal geht das nicht. Entweder es ist Winter und ich will ein Blumenbild arbeiten, oder ich war einfach noch nicht dort, wo es mein angestrebtes Objekt gibt. Im Falle des Koala musste ich auf Fotos einer Kollegin zurückgreifen. Und einen Porsche fahre ich eh nicht!
Für Auftragsarbeiten oder Zeichnungen/Malereien im Winter fertige ich mir einen großen Fundus von Fotos, die das Objekt aus allen möglichen Richtungen darstellen, Details darstellen oder flüchtige Eindrücke einfangen. Damit geht schon einiges…
Nach Jahren ist die notwendige Routine und eine Menge Erfahrung vorhanden, die immer schwierigere Objekte gelingen lässt. Der Weg ist das Ziel…. Und ich zeichne schon seit meiner Kindheit…
Zweifel? In meinen Kursen kann man es erlernen… in angemessenem Tempo …
Bleistiftzeichnungen – oder: noch ein Blick ins Archiv…
8. Oktober 2012
Ich bin mal wieder am Suchen. Eigentlich wollte ich ein Selbstportrait aus meiner Schulzeit finden, aber da Arbeitszimmer und Keller noch proppevoll gestopft sind mit Kartons, Leinwänden, Arbeitsmaterial und Werkzeug, war es mal wieder nichts…
Dafür entdeckte ich eine andere Mappe mit älteren Bildern, die ich auch chon vermisst hatte – unter anderem eine abstrakte Fantasie, die ich bei einer Reise in die Türkei gezeichnet habe. Wann? 2004 ungefähr, glaube ich…
Besonders habe ich mich aber über folgenden Fund gefreut:
Der ist von 2001. Meine Tochter (damals 14) hatte in der Schule die Aufgabe bekommen, von einer 10 x 15cm großen Abbildung eines halben Schädels eine große Zeichnung anzufertigen !!! Also das fand ich ziemlich heftig, aber sie hat das prima gemacht. Schwierig war das Spiegeln der linken Schädelhälfte zur rechten Seite – da haben wir zusammen getüftelt wie es gehen kann. Auch die Schatten kann man natürlich nicht mitspiegeln, sondern muss schon genauer überlegen wie es stimmig wird.
Hier hatten wir auch eine Menge Möglichkeiten verschiedene Schraffuren anzuwenden. Spannend, oder…?
Bleistiftstudien – oder: detaillierte Leichtigkeit…
23. August 2012
Ich habe die Blätter des Ginkgo schon auf verschiedene Weise dargestellt: als Radierung, als Tuschezeichnung oder in Mischtechnik. Immer faszinierten mich dabei die schlichten Formen der Blätter.
Da der Baum aber im Herbst seine Blätter abwerfen wird, macht es Sinn, die wichtigsten Details von Blättern und Astansätzen in einer genauen Bleistiftzeichnung zu sichern. Mit so einem Fundus ist es dann möglich, auch ohne das direkte Vorbild neue Arbeiten zu entwickeln. Man zeichnet also nicht von einem Foto oder der Zeichnung ab, sondern baut sich aus der erinnerten Wahrnehmung und den Erfahrungen eigene Zweige und Blattformationen auf.
In einer ersten Zeichnung habe ich mir die Blätter vorgenommen. Zunächst betrachte ich die Formen, Stielansätze und Besonderheiten einzelner Blätter sehr genau und versuche dann Regeln zu erkennen, die mir bei der Ausarbeitung helfen können. Schnell ist z.B. festzustellen, dass die Blätter unterschiedlich tief geschlitzt sind, die Stiele sehr dünn erscheinen und sich auf Grund dessen immer leicht biegen, was dem Ganzen eine gewisse Eleganz verleiht.
In der unten stehenden Zeichnung kam es mir vor allem auf die Form an, die Drehungen und den Schwung der Blätter hebe ich mir für eine spätere größere Zeichnung auf:
Die Blätter erscheinen in Büscheln, die aus dicken verholzten Ansätzen herauswachsen. Wichtig war mir ebenfalls, wie die Stiele am Holz des Zweiges sitzen, auch das habe ich sehr genau aufgenommen. Markant sind die Schlitze in den Blättern und der Übergang vom Stiel zum Blatt. Die Maserung der Blätter ist schlicht und geradlinig.
Zudem habe ich das Holz etwas genauer dargestellt. Die Rinde an den dünnen Zweigen ist relativ glatt, weist ringförmige Strukturen auf und hat gelegentlich kleine Verwachsungen und Knospenansätze.
In einer zweiten Zeichnung konzentrierte ich mich ausschließlich auf einen verholzten Zweig und ließ die Blätter fast völlig außen vor – sie sind nur als dünn angedeutete Linien wahrzunehmen:
Hier sind die Wuchsform, Verwachsungen und Unebenheiten, aber auch die Ansatzstellen für die Laubblätter gut zu erkennen. Licht und Schatten bewirken Tonwertunterschiede – auch diese habe ich aufgenommen.
Schon aus diesen beiden Studien ist es nun möglich, einen eigenen Zweig zu konstruieren, vielleicht kann ein Foto noch einige Klarheit zu der Anzahl der Blätter in einem Büschel oder über Größenverhältnisse geben, aber abzeichnen muss man es nun nicht mehr.
Probieren Sie es aus! (Es geht auch mit jeder anderen Pflanze, nur ist der Ginkgo in seinen Formen wesentlich schlichter als eine Rose oder ein Ahornzweig…)
Bleistiftfantasie – oder: Übungen mit Suchbildcharakter…
20. Juli 2012
Wie ich schon an anderer Stelle berichtet habe, ziehe ich aus meinem Atelier aus und packe also seit zwei Wochen Kisten und Kartons. Dabei findet sich einiges wieder an, was ich beinahe schon vergessen hätte:
Hier habe ich einige Linien gesetzt und dann durch verschieden starke Schraffuren Räumlichkeit erzeugt. Wer genau hinschaut, findet den Vogelfänger und den Vogel, den Hasen und den Hund… Oder?
Das geht auch mit Aquarellflächen oder mit Acrylfarben, letztere dann jedoch im größeren Format, sonst wird es zu fummelig.
Diese Übung eignet sich gut für Bus- oder Zugfahrten, Wartezeiten auf dem Flughafen, im Café oder auf einer Parkbank-Pause. Auf Reisen kann so eine ganze Serie kleinformatiger Arbeiten entstehen!
Die folgende Bleistiftzeichnung habe ich bei einer Messe-Präsentation angefertigt:
Für solche Anlässe habe ich immer ein kleines Sammelsurium an Objekten dabei, die ich während der Veranstaltung zeichnen oder malen kann. Das veranschaulicht dem Besucher meine Arbeitsweise. Zudem kann ich zeigen, dass das Arbeiten nach einem Objekt leichter ist als nach einem Foto, da die Tonwerte, Licht und Schatten sowie Unregelmäßigkeiten besser zu erkennen und einzuschätzen sind.
Manche Besucher wollen es dann doch nicht glauben, dass die fertige Zeichnung „echt“ ist und fragen tatsächlich, ob es diese Blöcke so zu kaufen gibt!!!! Zum Beispiel Aquarellblöcke – vorgezeichnet mit meinen gezeigten Motiven…
Ein Gast hat es dann doch mit seiner Neugier auf die Spitze getrieben: er hat doch glatt mit seinem Finger auf meiner Signatur herumgerieben – das Ergebnis, nämlich die verschmierte Unterschrift hat ihm dann gezeigt, dass er gerade ein Original „verschandelt“ hat…
Nun gut, damit muss man leben und für mich ist so eine Zeichnung jederzeit wiederholbar. Trotzdem ist es schade und ein wenig respektlos. Also bitte: fragen, um eine Demonstration bitten und sich überzeugen lassen…
„Akelei“ – oder: Übung macht den Meister…
15. Juni 2012
Zeichnen kann man eigentlich immer und überall – Ausreden gelten nicht. Gerade für Skizzen ist wenig Zeit erforderlich. Man sollte sich nur nicht von seinem eigenen Anspruch nervös machen lassen.
Eine Skizze ist eine schnelle Zeichnung, die einen vorläufigen, oft groben Eindruck schafft, Gedankenstütze ist und vor allem das Wesentliche erfasst. Und damit muss sie nicht perfekt sein wie eine klassische Zeichnung, die bis ins letzte Detail ausgearbeitet wurde und meist viele Stunden in Anspruch nimmt.
Gestern zeichnete ich eine Akelei in mein Skizzenbuch. Ich mag diese Blume, die in jedem Bauerngarten zu finden ist. Auf holländischen und flämischen Stilleben, aber auch auf Marienbildern ist die Akelei oft zu sehen. Sie hat eine alte religiöse Symbolik und verweist auf die Dreifaltigkeit, aber auch auf Demut, Melancholie oder die Sorgen der Jungfrau Maria.
Hier einige Details:
Ich benutzte nur einen Bleistift der Marke Koh-i-Noor, Stärke 2B. Mehr war gerade nicht zur Hand, doch reichte der Stift, um die verschiedenen Tonwerte durch variablen Druck beim Zeichnen darzustellen.
Wichtig ist es, die Tiefe des Blütenkelches gut zu erfassen und auch die Samenstände angemessen abzubilden.
In der folgenden Detailaufnahme ist eine Knospe zu sehen, die durch ihre „Häkchen“ schon etwas schwieriger zu sein scheint, aber auch das ist zu schaffen:
Auch die Stiele und die kleinen anliegenden Blättchen sollten sorgfältig ausgearbeitet werden:
Licht und Schatten, kleine Verwachsungen und Unregelmäßigkeiten – das alles kann mit aufgenommen werden und macht die Blüte realistisch und lebendig.
Und so sieht meine Bleistiftzeichnung am Ende aus:
Ich habe für diese Zeichnung nicht mehr als 40 Minuten gebraucht. Aber ein ungeübter Zeichner sollte in ca. einer Stunde auch schon eine gute Zeichnung schaffen – das ist machbar!
Diese Zeichnung kann nun Ausgangspunkt für weitere Arbeiten werden: für Farbstiftzeichnungen, eine Aquarellstudie oder freie Arbeiten mit Tusche, Tinte, Gouache oder Acrylfarbe. Also ans Werk!
Mein geschätztes Bamboo-Papier gibt es nun also auch als A4-Skizzenbuch!
Ich finde, es ist sehr gut gelungen, fühlt sich stabil an und ist robust genug, um es unterwegs zu benutzen. Und so habe ich es heute, stilgerecht, mit einer Bambuszeichnung eingeweiht:
Das Papier fühlt sich beim Zeichnen gut an – die Textur unterstreicht die zu gestaltende Oberfläche auf besondere Weise:
Nachdem ich verschiedene Bleistiftstärken in dieser Zeichnung verwendet habe, werde ich demnächst Farb- und Aquarellstifte ausprobieren. Vielleicht wieder mit dem Bambus-Motiv…
Zeichnen ist Handwerk – keine Frage. Und es erfordert regelmäßiges Arbeiten. Erst dadurch kann sich die nötige Feinmotorik ausbilden und das Auge geschult werden. Das ist jedoch kein Grund frustriert zu sein oder es nicht wenigstens zu versuchen.
Sicherlich ist folgende Arbeit erst nach viel Übung möglich. Ich habe für diesen Zweig etliche Stunden gebraucht, aber das Ergebnis lohnt die Mühe:
Größtes Problem für Anfänger ist die eigene Überforderung am Motiv. Suchen Sie keine zu komplizierten Objekte, schauen Sie genau hin! Zeichnen Sie nur das, was Sie wirklich sehen! Fürs erste verwenden Sie weiche Bleistifte (2B und 4B), einen Knetradierer und einen guten Zeichenkarton mit glatter Oberfläche. Suchen Sie ein einfaches Motiv: einen Ast, Laubblätter, einfache Muscheln, einen kleinen Stein mit schöner Maserung oder eine einfache Blüte und versuchen Sie es! Mittels Radierer können Sie Fehler schnell korrigieren, regelmäßige Pausen verhindern Ermüdungserscheinungen. Achten Sie auf die korrekte Darstellung der Tonwerte (Graustufen). Schraffieren Sie zu Beginn die hellen Bereiche zu dunkel, wird die gesamte Zeichnung zu düster. Arbeiten Sie schrittweise und betrachten Sie Ihre Arbeit immer wieder mit Abstand.
Steigern Sie nach und nach den Schwierigkeitsgrad und Sie werden sehen, es ist möglich! Und diese handwerklichen Fähigkeiten werden Sie für alle anderen Darstellungsarten gut gebrauchen können: als Vorzeichnung, zur Überprüfung der Perspektive, zum Setzen von graphischen Akzenten u.v.m.
Versuchen Sie es!