Zisterziensermönche gründeten 1258 eine erste Klosteranlage auf seiner Insel im Parsteiner See und nannten es in Anlehnung an die Schutzpatronin Kloster Mariensee. Diese Anlage musste jedoch aufgegeben werden, da die Insellage sich wirtschaftlich als ungünstig erwies. Auch der für ein Kloster unabdingbare landwirtschaftliche Betrieb war hier nur unter erschwerten Bedingungen möglich. Zudem war die noch im Bau befindliche Anlage vor Wasserstandsschwankungen des Sees nur unzureichend zu schützen.
1278 zogen die Zisterzienser 8 km weiter an den Choriner See und begannen von Neuem mit dem Aufbau eines Klosters. Neben religiösen waren auch politische Gründe für die Klostergründung ausschlaggebend. Faktisch neben einer Siedlung der Slawen gelegen, konnten die Mönche hier ihr missionarisches Werk tun und andererseits in Abgeschiedenheit entsprechend der Ordensregeln ein gottgefälliges Leben führen. Die Askanierfürsten förderten die Klostergründung mit großzügigen Stiftungen und sicherten damit Chorin auch als ein wichtiges Zentrum, an dem sich Wirtschafts- und Handelswege kreuzten.
Im Stil der Frühgotik entstanden, ist die Kirche sogar als (überdachte) Ruine noch eindrucksvoll und zeigt das hohe Können der Mönche. Aus Backsteinen mit dem Lehm aus Vorkommen der Umgebung hergestellt, „automatisierte“ man den Bau mit standardisierten Steinformen, die unterschiedlich kombiniert wurden. Das ersparte teure Steinmetzarbeiten und ging natürlich auch viel schneller.
Hier einige Beispiele im Detail:
Beeindruckend zeigen die mit großen Aufwand restaurierten Bereiche des ehemaligen Klosters noch heute die Größe und Bedeutung dieses Ortes an:
In der Reformationszeit wurde das Kloster aufgegeben und versank in der Vergessenheit. Erst im 19. Jahrhundert wurde es durch die Ideen der Romantik wieder entdeckt. Wir kennen den Hang zur romantischen Verklärung mittelalterlicher Anlagen sehr gut durch Caspar David Friedrich und andere Künstler. Auch Chorin profitierte von diesem „Trend“. Neben anderen erkannte auch Karl Friedrich Schinkel die Bedeutung der Architektur und begann die Klosteranlage zu sichern und zu restaurieren. Die noch heute beeindruckende Parkanlage entstand unter Leitung von Peter Joseph Lenné.
Auf dem Friedhof ist u.a. der Architekt Max Taut begraben:
In dieser malerischen Umgebung zu zeichnen, ist eine große Freude und Anstrengung zugleich. Zunächst wird man von dieser gewaltigen Architektur beinahe erschlagen und die Wahl eines Motivs ist eine Herausforderung. Man kann sich kleine Details, wie z.B. ein Fenster, ein Maßwerk oder ein Kapitell, aussuchen, aber auch eine Gesamtansicht aufs Papier bringen. Wer die Wahl hat, hat die Qual…
Meine beiden Teilnehmerinnen sind im Zeichnen schon etwas versiert und hatten den Mut, sich an die Apsis der Klosterkirche zu wagen. Wer so etwas schon einmal probiert hat, weiß, was ich meine. Man braucht sehr viel Geduld für so ein Motiv:
Hier ihre Arbeiten:
Beide sind noch längst nicht fertig. So ein Bild ist nicht an einem Tag zu schaffen. In so einem Fall ist es ratsam, sich auf die wesentlichen Linien und Strukturen zu konzentrieren und einige Fotos als Gedächtnisstützen mit nach Hause zu nehmen. Beide wollen ihre Zeichnungen mit der Zeichenfeder und Tinte vollenden – ich bin gespannt und werde die Ergebnisse gerne nachreichen.
Wir werden hier auf jeden Fall noch öfter zeichnen, denn es macht einfach Spaß hier zu sein. Die Anlage bietet sehr viele Möglichkeiten für geübte Zeichner ebenso wie für Neueinsteiger, passende Motive zu finden.
Man kann aber auch ohne künstlerische Ambitionen nach Chorin fahren – zum Beispiel zum Choriner Musiksommer oder für einen Spaziergang um den Amtssee und den Besuch des Museums…. Und den Tag in der „Immenstube“ ausklingen zu lassen, ist auch eine Option.
In diesem Sinne: bis zum nächsten Mal!!!
Jahresendstreß – oder: alle Jahre wieder … ?
19. Dezember 2013
Nun sind schon wieder 5 Wochen nach meinem letzten Blogbeitrag vergangen. Was soll ich sagen? Wie in jedem Jahr häuften sich Richtung Jahresende Anfragen, Aufträge, Terminabsprachen und vieles mehr, so dass bei mir selten vor dem 24. Dezember die richtige Weihnachtsstimmung aufkommt.
Aber: dieses Mal grüße ich mal aus meinem Urlaub in Flandern/Belgien (ich werde später davon berichten) und unterbreche mit Blick auf eine sonnige Wiese mit pummelig-kuscheligen Schafen, kurz den Genuß der entspannten Tage, um nachzuholen, worauf der eine oder die andere bereits wartet.
Über die Beteiligung an der Gruppenausstellung „Kamalayan I“ auf den Philippinen habe ich bereits berichtet. Inzwischen wurde die Ausstellung aufgrund des hohen Interesses auch in anderen Räumlichkeiten in Baguio City gezeigt. Eine weitere wird demnächst in der Hauptstadt der Philippinen, in Manila, eröffnet. Das ist alles sehr spannend und erforderte gleichermaßen verschiedene Absprachen – aufgrund der Zeitverschiebung in einem eher kleinen Zeitfenster.
Interessanterweise finden sich nach und nach weitere Ausstellungsorte und die Zahl der Gruppenmitglieder wächst. Dadurch wird die Vielfalt größer und spricht viele Kunstinteressierte der Hauptinsel des Landes auf besondere Weise an.
Ich bin gespannt, wie es da weiter geht und neugierig, was das kommende Jahr in dieser Hinsicht Neues bringt.
Weitere Ausstellungen plane ich zur Zeit nicht, vielleicht aber eine Art „Private View“ in meinen eigenen Räumen in Berlin an einem Wochenende. Mal sehen…
Der nächste Termin, der etwas mehr Planung und zusätzliche Arbeit erforderte, war der Weihnachtsmarkt in der Späth’schen Baumschule, der jedes Jahr Besucher aus ganz Berlin und Umgebung anzieht:

Mein Stand auf dem Weihnachtsmarkt der Späth’schen Baumschule, 6.-8.12.13 Foto (c) Cordula Kerlikowski
Für diesen Markt hatte ich auch vorgesehen, das Bild „Rendezvous in Venedig“, zusammen mit „Anitras Tanz“ und „Der Wanderer“, auszustellen. Jedoch hatte ein Kunde andere Pläne, so dass es noch vor dem Markt-Wochenende an eine andere Wand kam. Da ich mir nun aber schon in den Kopf gesetzt hatte, die drei Bilder so zu zeigen, habe ich „auf die Schnelle“ (naja, es war schon etwas Nachtarbeit dabei) ein neues Märchenbild ausgearbeitet.
Da ist es:

„Die Hochzeit des Tulpenprinzen“ Acryl/Mischtechnik auf Leinwand, 60 x 80 cm, (c) Cordula Kerlikowski
Und hier zur Erinnerung noch einmal die anderen drei Arbeiten:
Weihnachtsmarkt bei Späth’s ist immer ein Erlebnis – und so werde ich ganz sicher im nächsten Jahr wieder dabei sein.
So, jetzt ziehe ich mich wieder in den Urlaubs-Modus zurück.
Tot ziens en lieve groetjes!
P.S.: Falls ihr mal gucken wollt, in welche wunderschönen Lande es mich so kurz vor Weihnachten verschlagen hat, dann schaut mal hier:
Gestern vor einem Jahr ist mein erster Blogbeitrag online gegangen. Im Alltagstrott hätte ich das beinahe vergessen…
So war es an der Zeit zu resümieren und auf das vergangene (Blog-) Jahr zurückzublicken. Was habe ich gelernt, was erreicht, welche positiven und negativen Erfahrungen begleiteten mich? Es ist eine Vielfalt von Arbeiten entstanden, die die ganze Bandbreite meiner Ideen, Fertigkeiten und Möglichkeiten zeigen. Das macht mich stolz.
Von der abstrakten Acrylmalerei über die Druckgrafik bis zum naturalistischen Aquarell war alles vertreten, was meine Kreativität abbildet…
Zu diesem kleinen Jubiläum nun eine besondere Arbeit vorzustellen war gar nicht so einfach. Etwas neues sollte es schon sein. Deshalb versuchte ich es mit Farbstiften, Pastellkreiden, Bleistift… Naturalistisch mein altes Thema „Spirale/Muschel“ aufzugreifen war also nicht möglich. Schauen Sie selbst, was mir heute aus Pinsel und Feder geflossen ist:

“ Maria Stuart – Die Einsamkeit der verbanntenKönigin“ 35 x 51 cm, Mischtechnik auf Aquarellpapier, (c) Cordula Kerlikowski
Manchmal beginne ich damit, die Farben fließen zu lassen. Noch keine Planung, kein Titel, kein Ziel – so geht es am besten. Mit dem Setzen der ersten Linien entsteht dann eine Idee – zunächst vage, dann immer konkreter…
Oft höre ich dabei Musik, die nicht unbedingt mit dem Thema der Malerei zu tun hat (Heute war es Gotye – „Somebody that I use to know“) – ein einziger Titel in der Endlosschleife. Durch die ständige Wiederholung der Rhythmen bildet sich ein eigentümliches Hintergrunderlebnis, das es ermöglicht abzuschalten und loszulassen. Die Gedanken beginnen zu kreisen während die Hand ihre eigenen Bahnen zieht. Das ist ein sehr entspannender und entspannter Zustand. Automatisierte Sicherheit im Handwerk gewährleistet mir dabei, nicht den Faden zu verlieren…
So spann sich nach und nach die Figur einer Königin zusammen: aufrecht, stolz, würdevoll, jedoch einsam und der Welt entrückt. Die Blüte in ihren verborgenen Händen scheint mehr einer Distel als einer eleganten exotischen Blume zu ähneln- unverwüstlich, aber wehrhaft. Damit entstand unbewußt ein Hinweis auf das Symbol Schottlands – die Distel…
Die um die Figur schwingenden Linien können sowohl ihr Gewand darstellen als auch die sich um sie schließenden Fesseln. Das Ende dieser stolzen Frau ist allgemein bekannt…
Nun denn… eine Zeitreise in die schottische Geschichte und zugleich Erinnerung an besuchte Orte, die mit Maria Stuart in Verbindung stehen. Und zum Schluss: die Hinrichtung dieser ambivalenten Persönlichkeit fand (nach julianischem Kalender) am 8. Februar 1587 in London statt. 376 Jahre später (nach gregorianischem Kalender) wurde ich geboren…
Heute habe ich Papiere sortiert und dabei noch einige Blätter mit locker aquarellierten Flächen gefunden. Nach Tagen mit konzentrierten Zeichnungen zur bordeaux-grünen Serie entschloss ich mich spontan, aus einem „Klecksblatt“ eine Illustration zu entwickeln:

„Das Tal der Wunschbäume“ – 15 x 21cm, Mischtechnik auf Lana-Aquarellpapier, (c) by Cordula Kerlikowski
Farben aus der Traumwelt, Zweige, Blätter und Bäume, bunte Blüten und ein kleines Fabelwesen, das sich durch den Wald hangelt, bilden eine kleine Welt der Wünsche und Träume.
Wie die Blüten und Zweige sind manche Wünsche großartig, schön, edel, erstrebenswert, belebend – andere dagegen sind verwachsen, gebogen, haben sich im Laufe ihrer Entwicklung den Weg durch das Dickicht ins Licht erst bahnen müssen und dabei Eleganz verloren. Andere fliegen wie kleine Luftblasen davon…
In diesem Bild kann der Blick wandern, sich entführen lassen in eine andere Welt… Viel Spaß dabei!!
„Die Wege der Liebe“ … oder: wer ist hier zuviel…?
28. Mai 2012
Heute ein entspanntes, humorvolles Bild, aus dem jeder sein eigenes Märchen, seine eigene Sicht auf Paarbeziehungen herauslesen kann:
Wer schleppt hier wen ab, wer hat sich etwas Schweres aufgeladen? Wer ist hier der/die lachende Dritte? Oder ist alles ganz anders???
Viel Spaß beim Sinnieren !
Vor genau zwei Wochen habe ich das Königliche Museum der Schönen Künste in Brüssel besucht und war sehr beeindruckt von der Größe und der Qualität der Sammlung. Mann kann in die Ferne schweifen, aber das Gute liegt auch vor der eigenen Haustür: besser gesagt – in der Gemäldegalerie des Kulturforums in Berlin.
Die Sammlung hat Weltruf und beherbergt eine Vielzahl hochkarätiger Exemplare der europäischen Malerei, u.a. von Rubens, Rembrandt, van Dyck, Breughel, Bosch, Tizian, Cranach, Dürer, Boticelli.
Heute konzentrierte ich mich besonders auf die niederländische und flämische Malerei, die ich ganz besonders mag. Die Lebendigkeit eines Rembrandts, die Fantasie von Hieronymus Bosch, der Humor Pieter Breughel d.Ä. oder die fantastischen Stilleben von Snyders oder Fyt sind unübertroffen und ich könnte mich stundenlang davor aufhalten.
Beeindruckend war die Anzahl von Bildern der einzelnen Künstler aus verschiedenen Schaffensperioden. Gut war zu erkennen, wie sich deren Entwicklung vollzog – keiner war zu Beginn seiner Laufzeit das Genie der späten Jahre. Deutlich sieht man Unstimmigkeiten, kleine Irritationen oder „Fehler“, die in den späteren Werken nicht mehr vorkommen. Das läßt uns Maler doch entspannter auf unsere eigenen Werke blicken: der Weg ist das Ziel!
Neu waren mir die flämischen Maler Daniel Seghers und Jan Fyt. Sie zeichnen sich durch brillante Stilleben aus, die ich bisher noch nicht aktiv wahrgenommen hatte. Während Seghers Blumenstilleben mit Grisaille-Malerei kombinierte, ist Fyt vor allem für Jagdstilleben bekannt…
Besonders liebe ich jedoch Hieronymus Bosch, der es mir schon seit Schultagen angetan hat: seine surrealen Figuren sind weltbekannt (in Brüssel kann man im Museums-Shop sogar kleine Plastiken davon kaufen) und mich bewegt nach wie vor die Frage, was den Künstler bei der Ausarbeitung bewegt hat: wollte er schockieren, Angst machen, eine Botschaft übermitteln oder einfach nur seiner überbordenden Fantasie freien Lauf lassen? Wir werden es nie erfahren, aber es macht Spaß, seine Bilder sowohl im Kontext der damaligen Zeit als auch im Bezug auf die heutige Sichtweise zu betrachten.
Beim Anschauen des Films „Constantine“ kamen mir die „Höllen-Szenen“ ziemlich bekannt vor im Sinne der Bilder von Bosch.
Nun muss ich das Gesehene erst einmal für mich verarbeiten. In meinem Kopf flattern die verrückten Bosch-Vögel herum, ich sehe wundervolle Blumensträuße vor meinem geistigen Auge und erinnere mich immer noch an das subtile Lächeln der Cranachschen Frauen…