Brüssel – oder: eine Stadt, die nicht mehr loslässt…
15. Mai 2012
Am letzten Wochenende war ich in Brüssel. Viel fragten mich vorher, warum denn ausgerechnet Brüssel, was es denn dort zu sehen gäbe außer dem berühmten Manneken mit der schwachen Blase, Pralinen und der EU (und genau in dieser Reihenfolge)…
Nun ja, eine ganze Menge: um die 500 Art-Nouveau Häuser, eine traumhafte Grand Place mit einem riesigen Rathaus, Gildehäusern, kleine Gassen, schöne Parks, Kultur und Kunst, entspannte Menschen, ein Sprachengewirr aus Flämisch/Niederländisch, Französich und Englisch, das in der Konversation irgendwie fantastisch funktioniert…. Im Museum der schönen Künste findet sich eine große Auswahl an Werken, u.a. von Rubens, Brueghel, Cranach, Bosch… Das Comic-Museum ist ebenfalls sehenswert, nicht nur wegen des wunderschönen Jugendstil-Baus.
Auch kulinarisch hat die Stadt einiges zu bieten: erstklassige Küche, auch in kleines Restaurants, eine große Vielfalt an Lokalen, Kneipen, Cafes… und natürlich die berühmten belgischen Pommes, Muscheln mit hausgemachter Mayo, und unendlich viele Biersorten…
Ich muss meine Eindrücke erst sortieren, aber hier einige erste Impressionen:
Auf dem Kunstberg und der näheren Umgeung finden sich interessante Museen mit umfangreichen Sammlungen: Magritte-Museum, Museum der schönen Künste, Musikinstrumente-Museum…
Und zu guter Letzt der, auf den wohl alle Leser schon gewartet haben:
Alles in allem eine überwältigende Stadt, die für jeden etwas bietet. Sehr oft habe ich schlichtweg vergessen zu fotografieren und eher das Flair auf mich wirken lassen… Ein Grund, um wieder zu kommen. Es gibt noch so viel zu sehen!
Sir Winston ist ein ehrwürdiger britischer Herr der „alten Schule“: gesetzt, ernst, schweigsam, gelebtes Leben entsprechend der gesellschaftlichen Normen und Regeln. Es tat seinen Dienst voller Hingabe, vielleicht als Staatsbeamter, vielleicht beim Milität? Immer korrekt, keine Fehler, keine Aussetzer…. Er ist immer korrekt gekleidet, dabei aber seiner Zeit etwas hinterher: Zylinder, steifer Kragen, hochgeschlossener Mantel, aufrechte, fast eingefrorene Haltung – ein Gentleman, wie man ihn aus alten Filmen kennt. Wir würden ihn wohl belächeln und uns nach ihm umdrehen, wenn wir ihm auf der Straße begegneten.
Wie würde er uns wahrnehmen? Als ausgeflippte, nachlässig gekleidete, oberflächliche Tagträumer ohne Verantwortungsbewußtsein? Als ihm unverständliche Wesen aus einer neuen, ihm nicht mehr entsprechenden, veränderten Welt? Wir glauben zu wissen, dass unser Leben seinem gegenüber ein besseres, selbstbestimmteres ist und belächeln ihn deshalb vielleicht…. Aber letzten Endes ist das alles eine Frage des eigenen Standpunktes.
Wer oder was schützt uns davor, nicht selbst einmal weltfremd zu werden und mit dem gesellschaftlichen, politischen und zwischenmenschlichen Veränderungen nicht mehr mitzukommen…?Oder ist ein wenig kritische Distanz von neuesten Trends, Modeströmungen und Tendenzen des zwischenmenschlichen Umgangs nicht vielleicht auch angebracht? Wer lebt ruhiger…?
Dieses Bild befindet sich mit seinem Pendent „Fräulein Henriette“ in einer privaten Sammlung.