Botanisch malen lernen – oder: Schritt für Schritt und mit Geduld zum optimalen Ergebnis…
6. November 2014
Ich werde oft gefragt, wie es möglich ist, so akkurat Pflanzen, Früchte oder Strukturen aufs Papier zu bringen, und ob es möglich ist, das zu erlernen.
Ja, man kann es lernen. Sicherlich gehören lange Erfahrung, zeichnerisches Handwerk und der geschulte Blick unbedingt dazu, um die Natur (fast) perfekt abzubilden – aber: ohne ständige Übung und das aufmerksame Beobachten der Natur und kleinster Details im täglichen Leben kann auch das größte Talent u.U. nicht zu solchen Ergebnissen gelangen. Anders herum: Malanfänger oder ein Neueinsteiger können durch Fleiß und regelmäßiges Üben recht schnell schöne Ergebnisse erzielen. Das sehe ich regelmäßig in meinen Kursen zur Botanischen Aquarellmalerei.
Seit einem Jahr gebe ich Kurse in der Volkshochschule Treptow-Köpenick. Ich mag die Athmosphäre in diesem alten Haus, das schon viele Schülerinnen und Schüler gesehen hat.
Der Kursraum ist groß, gut beleuchtet, mit großen Arbeitstischen und Wasseranschluss ausgestattet und der Kaffeeautomat liefert außergewöhnlich wohlschmeckenden Kaffee. So sind die Bedingungen nahezu ideal, um zwei Tage lang ein Thema intensiv zu bearbeiten.
Über zwei Tage arbeite ich besonders gern. Zum einen ist immer etwas Zeit nötig um sich „freizumalen“, den Kopf frei zu bekommen. Zum anderen braucht die Hand eine halbe bis eine Stunde, um locker zu werden und in ihrer Motorik nuancierter zu funktionieren. Gerade für das Zeichnen und die Detailarbeit ist das wichtig.
Am ersten Kurstag geht es um theoretische Grundlagen, erste Übungen und Skizzen sowie Vorarbeiten. So bleibt den TeilnehmerInnen genug Zeit, das Vermittelte zu Hause am Abend zu rekapitulieren und Fragen zu notieren, die am Folgetag besprochen werden können.
Am zweiten Kurstag beschäftigen wir uns dann mit der Feinarbeit und dem botanische AQUARELL. Es ist genug Zeit, um ein Bild entspannt und in Ruhe auszuarbeiten. Je nach Kenntnisstand und eigenen Wünschen können die KursteilnehmerInnen auch weitere Motive bearbeiten. Erfahrungsgemäß geht es bei jedem weiteren Bild einfacher und zügiger – Gehirn und Hand lernen schneller als man glaubt.
Im letzten Kurs „Frühblüher im botanischen Aquarell“ beschäftigten wir uns mit Tulpen, Narzissen und Freesien – farbenfrohe Blüten, die spannend zu malen sind.
Beginnend mit einem kleinen theoretischen Exkurs in Material und Technik, setze ich dann mit Zeichenübungen fort. Es ist wichtig, die Motive genau zu erfassen, wenn auch das darauf folgende Aquarell sehr exakt werden soll. Zunächst mit Bleistift, dann mit dem Aquarellstift, gibt es viele Möglichkeiten, sich dem Thema zu nähern.
Hier einige Ergebnisse des letzten Kurses:
Der nächste Kurs findet im Mai statt:
17.-18.5.2014 – “Blütenzauber im Botanischen Aquarell“
jeweils 10:30-14:45 Uhr
Kurs Nr. TK-2238-F
Kursgebühr 35,50€/ermäßigt 21,50€
(Anmeldung bitte direkt bei der VHS unter Angabe der Kursnummer)
Ich freue mich schon sehr auf dieses sicherlich wieder sehr intensive Wochenende!
Neue Kurse im Winter – oder: botanisch zeichnen ohne Blumen…???
27. Februar 2013
Vor zwei Wochen hat der erste fortlaufende Kurs „botanisches Malen und Zeichnen“ in der Späth’schen Baumschule begonnen. Sechs interessierte Laien stellen sich seitdem der Herausforderung zum naturalistischen Arbeiten nach realen Objekten.
Nun kann man sich fragen, ob das im Winter, wo kaum frisches Grün draußen zu finden ist, Sinn macht. Doch wir können mehr finden als auf den ersten Blick möglich erscheint:
Efeu ist immergrün und findet sich überall – an Bäumen, Gebäuden oder bodendeckend in alten Parks:
Ein einzelnes Blatt oder ein kleines Stück Ranke, vorsichtig abgetrennt, schädigen die Pflanze nicht und verhelfen uns zu einem dankbaren Objekt, das sich sogar über längere Zeit gut hält, ohne die Form zu verlieren.
Auch getrocknete Pflanzenteile aus Blumensträußen oder im Sommer gesammelt, eignen sich gut:
Hier lassen sich sehr gut Formen, Tonwerte und Licht und Schatten beobachten und erfassen. Da die trockenen Kapseln sich nicht mehr verformen, sind wir nicht unter Zeitdruck und können entspannt viele Möglichkeiten der Darstellung ausprobieren:
Ziel dieser Übungen ist es, die Hand zu lockern, Sicherheit in der Strichführung zu bekommen und das Sehen zu erlernen und zu festigen. So vorbereitet, fällt das Ausarbeiten komplizierterer Formen, Blumen und Blüten schon viel einfacher. Es wird nicht mehr lange dauern und wir können draußen erste Skizzen und Studien anfertigen, um sie dann im warmen
Kursraum weiter auszuarbeiten.
Die ersten kleinen Krokusse habe ich letzte Woche schon gefunden:
Und ein wenig später, bzw. mit einem Strauß aus dem Blumengeschäft, schaffen wir auch solche Bilder:
Sicherlich erscheinen diese Motive zunächst ziemlich schwer, aber wenn man die „Stolpersteine“ erst einmal umschifft hat, gelingen auch dem ungeübten Hobbykünstler schöne Ergebnisse.
Wir werden uns am kommenden Freitag mit Tulpen befassen – und ich bin schon gespannt, was entstehen wird…
Morbide Schönheit – oder: die Beständigkeit der Veränderung…
21. Februar 2013
Wie ich schon mehrfach angemerkt habe, bin ich vielen künstlerischen Techniken zu hause und brauche es einfach, ständig zwischen Materialien, Ausdrucksformen und Formaten zu wechseln. Das macht mich aus und bringt mir immer wieder neue Impulse, Abwechslung und Entspannung.
Nach dem großformatigen, farbintensiven „Aquarius“, über den ich am 8.2. berichtete, war es fast zwangsläufig, auf eine monochrome Übung auf einem einfachen weißen Blatt Papier zurück zu kommen. Manchmal sind es die kleinen, einfachen Dinge, die genauso viel Spaß machen. Ein vergessener, verwelkter Blumenstrauß vom Geburtstag genügt völlig als Inspiration – und auch meine Malschülerin hatte ihren Spaß daran…
Es ist eine Frage des Arbeitstempos, die verwelkenden Blüten zu erfassen. Der Alterungsprozess wartet nicht, bis wir fertig sind, sondern während des Zeichnens bewegen sich die Pflanzenteile, die Blütenblätter verdrehen sich…
Hier einige Bildbeispiele:
Bleistiftzeichnungen eignen sich sehr gut, um Tonwerte zu klären, Details genau zu erfassen und sich einen Fundus an Skizzen für spätere farbige Arbeiten aufzubauen.
Für mich war die Rückkehr zu Schwarz und Weiß nötig um Abstand zu bekommen von meiner letzten Arbeit:
Für weitere Skizzen fotografiere ich meist noch einige Details. Diese Fotos zeichne ich dann nicht ab, sondern konstruiere daraus neue Objekte.
Ergebnis solcher Übungen: durch die intensive Erfassung aller Details schärft sich der Blick und sowohl die Objekte als auch die Arbeitsweise festigen sich soweit, dass später Konstruktionen „aus dem Kopf“ möglich sind – ein konkretes Objekt ist dann gar nicht mehr nötig….
Das gilt übrigens für jede Art von Skizze oder Studie…
Fotografische Wahrnehmung – oder: wie genau kann man sehen…?
18. November 2012
Ich werde oft gefragt wie es mir gelingt so naturalistische Zeichnungen oder Gemälde auszuarbeiten:
In jeder Technik geht es dabei um das Erkennen der wesentlichen Formen, Linien und Farben, um Tonwerte und Abstufungen:
In der Bleistift- oder Tuschezeichnung kommt es auf die richtige Abstufung der Tonwerte an:
In der Farbstiftzeichnung geht es sowohl um Tonwertabstufung als auch um die richtigen, aber wenigen Farben:
In jeder dieser Arbeiten ist es in erster Linie das SEHEN. Genau hinschauen, was das Objekt aussagt…
Warum mir das in dieser Weise gelingt ist schwer zu sagen. Ich vermute, dass ich eine Art von fotografischem Gedächtnis oder des fotografischen Sehens habe. Beispielsweise genügt es, eine Wohnung oder einen (begrenzten) Ort einmal zu sehen und ich kann ihn noch viele Jahre später bis ins Detail beschreiben. Möglicherweise ist das bei meinen Arbeiten hilfreich…
Aber trotzdem ist es für Andere möglich zu ähnlichen Ergebnissen zu kommen, wenn er/sie das SEHEN trainiert und vor allem immer wieder übt.
Am besten ist es am Original zu arbeiten: man kann es von allen Seiten betrachten, Licht- und Schattenbereiche erkunden, Blüten und Blätter befühlen usw. Das hilft sehr bei der realen Erfassung der Details. Manchmal geht das nicht. Entweder es ist Winter und ich will ein Blumenbild arbeiten, oder ich war einfach noch nicht dort, wo es mein angestrebtes Objekt gibt. Im Falle des Koala musste ich auf Fotos einer Kollegin zurückgreifen. Und einen Porsche fahre ich eh nicht!
Für Auftragsarbeiten oder Zeichnungen/Malereien im Winter fertige ich mir einen großen Fundus von Fotos, die das Objekt aus allen möglichen Richtungen darstellen, Details darstellen oder flüchtige Eindrücke einfangen. Damit geht schon einiges…
Nach Jahren ist die notwendige Routine und eine Menge Erfahrung vorhanden, die immer schwierigere Objekte gelingen lässt. Der Weg ist das Ziel…. Und ich zeichne schon seit meiner Kindheit…
Zweifel? In meinen Kursen kann man es erlernen… in angemessenem Tempo …
„Blaue Landschaft“ – oder: eine momochrome Übung…
13. Juli 2012
Diese Art von kleinen Aquarell-Landschaften verwende ich oft, um in Kursen mit einfachen Mitteln die Techniken der Aquarellmalerei zu erklären:
Nass-in-Nass-Technik
Lasieren
Lavieren
Verläufe…
Es ist einfacher als es aussieht und auch dem Anfänger/der Anfängerin gelingen schnell selbst schöne kleine Landschaften.
Weiterhin kann man so die Wirkung von Tonwerten gut lernen: nur eine Farbe in ihren vielen Abstufungen, hervorgerufen durch die Zugabe von mehr oder weniger Wasser, zu verwenden, ist sehr interessant und hilft später beim Einschätzen des richtigen Verhältnisses von Wasser und Farbe.
Diese Art der farblichen Gestaltung gelingt nicht mit jedem Farbton. Der Kontrast zum Weiß des Papiers muss schon ausreichend stark sein, um die gewünschten Effekte zu erreichen. Gut eignen sich Indigo, Sepia, Preußischblau…
Viel Spaß beim Ausprobieren!
„Akelei“ – oder: Übung macht den Meister…
15. Juni 2012
Zeichnen kann man eigentlich immer und überall – Ausreden gelten nicht. Gerade für Skizzen ist wenig Zeit erforderlich. Man sollte sich nur nicht von seinem eigenen Anspruch nervös machen lassen.
Eine Skizze ist eine schnelle Zeichnung, die einen vorläufigen, oft groben Eindruck schafft, Gedankenstütze ist und vor allem das Wesentliche erfasst. Und damit muss sie nicht perfekt sein wie eine klassische Zeichnung, die bis ins letzte Detail ausgearbeitet wurde und meist viele Stunden in Anspruch nimmt.
Gestern zeichnete ich eine Akelei in mein Skizzenbuch. Ich mag diese Blume, die in jedem Bauerngarten zu finden ist. Auf holländischen und flämischen Stilleben, aber auch auf Marienbildern ist die Akelei oft zu sehen. Sie hat eine alte religiöse Symbolik und verweist auf die Dreifaltigkeit, aber auch auf Demut, Melancholie oder die Sorgen der Jungfrau Maria.
Hier einige Details:
Ich benutzte nur einen Bleistift der Marke Koh-i-Noor, Stärke 2B. Mehr war gerade nicht zur Hand, doch reichte der Stift, um die verschiedenen Tonwerte durch variablen Druck beim Zeichnen darzustellen.
Wichtig ist es, die Tiefe des Blütenkelches gut zu erfassen und auch die Samenstände angemessen abzubilden.
In der folgenden Detailaufnahme ist eine Knospe zu sehen, die durch ihre „Häkchen“ schon etwas schwieriger zu sein scheint, aber auch das ist zu schaffen:
Auch die Stiele und die kleinen anliegenden Blättchen sollten sorgfältig ausgearbeitet werden:
Licht und Schatten, kleine Verwachsungen und Unregelmäßigkeiten – das alles kann mit aufgenommen werden und macht die Blüte realistisch und lebendig.
Und so sieht meine Bleistiftzeichnung am Ende aus:
Ich habe für diese Zeichnung nicht mehr als 40 Minuten gebraucht. Aber ein ungeübter Zeichner sollte in ca. einer Stunde auch schon eine gute Zeichnung schaffen – das ist machbar!
Diese Zeichnung kann nun Ausgangspunkt für weitere Arbeiten werden: für Farbstiftzeichnungen, eine Aquarellstudie oder freie Arbeiten mit Tusche, Tinte, Gouache oder Acrylfarbe. Also ans Werk!
Wie ich schon mehrfach beschrieben habe, kommt man bei der Beschäftigung mit künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten am regelmäßigen Üben nicht vorbei. Das bedeutet nicht, täglich galeriewürdige Bilder zu schaffen, sondern im Rahmen der eigenen zeitlichen und räumlichen Möglichkeiten kleinere oder größere Studien mit Alltagsgegenständen, Urlaubsmitbringseln oder Fundstücken zu entwickeln.
Hier zwei Beispiele:
Laubblätter findet man vom Frühjahr bis zum Spätherbst – sie sind frisch oder getrocknet dankbare Studienobjekte. Legen Sie sich Studienbögen für verschiedene Jahreszeiten, für verschiedene Baumarten oder Blattformen an. Auf jedem Bogen können Sie viele verschiedene Studien unterbringen und erhalten einen großartigen Fundus an Formen, Farben und Strukturen von Laub.
Auch Obst und Gemüse lassen sich gut abbilden:
Es ist ebenfalls möglich, die Aquarelle durch Detailzeichnungen oder Notizen zu ergänzen.
Selbst Steine oder Muscheln eignen sich bestens:
Wohlgemerkt: hier geht es nicht darum vollendete Werke zu schaffen, sondern zu üben, zu lernen und zu wachsen. Alles zusammen schafft Sicherheit im Umgang mit Farben, Formen und Materialien und verhilft dazu, eigene Werke zu schaffen, denen ein gutes Handwerk zu Grunde liegt.
Nur Mut…!
„Time I-III“ – oder: der Zeit den Maßstab nehmen…
21. April 2012
Heute unterbreche ich meine Tusche-Serie, um drei Beispiele für meine Kurswoche vom 23.-29.4. in Goslar vorzubereiten:
Als eine der Übungen sollen aus allerlei Krimskrams (alte Uhren, Werkzeug, alter Schmuck,Papierreste, Garne) Collagen im Kleinformat entstehen. Dabei ist es notwendig, sich in der Farbigkeit zu reduzieren, um die Effekte der Materialien nicht abzuschwächen.
Hier drei Miniaturen, die aus alten Armbanduhren entstanden sind:
Als Thema habe ich „Time“ – die Zeit aufgegriffen und deren Inhalt durch das Auseinandernehmen/Zerstören der Uhren aufgehoben. Die Zeiger sind teilweise entfernt, der Rahmen leer, das Uhrwerk entfernt… es lässt sich herrlich experimentieren und ich bin schon gespannt, was meine MalschülerInnen zum Kurs mitbringen und was daraus entsteht. Ich werde berichten…
Heute fand der erste meiner beiden Kurse zum „Besonderen Stilleben“ statt. Über die Ergebnisse berichte ich nach dem nächsten Wochenende, wenn auch der zweite Kurs gelaufen ist.
Thema des Kurses war und ist es, das Stilleben einmal anders zu betrachten und umzusetzen. Die klassischen kennt jeder und hat wohl auch schon jeder einmal gezeichnet oder gemalt. Aber – warum nicht einmal die Tassen tanzen lassen?
Oder auch ungewöhnliche, willkürlich ausgewählte Gegenstände zu einem Bild zusammen zu fügen:
Hier sind es eine Muschel, ein vertrockneter Kürbis, Mohnkapseln, Steine und eine Zeichenfeder… Was könnte man daraus machen???
Bei diesem Vorschlag geht es nicht um eine vollkommene Komposition für ein perfektes Stilleben, sondern eher darum, sich frei zu arbeiten, die Fantasie zu wecken, locker zu lassen und den Spaß am Experimentieren zu wecken, ungewöhnliche Zusammenstellungen zu finden und damit die Grundlage für ein erstes Bild zu schaffen. Danach ist der Kopf meist frei, sich dem Thema gezielter zu widmen, kompliziertere Techniken zu verwenden und handwerklich genauer zu arbeiten…
Hier zwei erste Vorschläge – ausgearbeitet mit Schreibtinte: zunächst als Federzeichnung mit Rohrfeder und Tinte begonnen. Die Schreibtinte ist nicht wasserfest. Dadurch kann sie mit einem Pinsel wieder angelöst werden – die Effekte sind faszinierend:
Die Formen sind bewußt einfach gewählt. Hier geht es vor allem um das Ausprobieren verschiedener Wirkungen und um Sicherheit im Zeichenstrich. Mehr ist erst einmal nicht verlangt…
Wie gesagt, die Ergebnisse kommen noch…