In der Regel beschäftige ich mit abstrakter Malerei und nutze dazu viele verschiedene Ausdrucksformen und Techniken. Ich lasse mich gerne treiben ohne das genaue Ziel bereits vor Augen zu haben. Das passt zu mir und ich finde so meistens zu einem optimalen Ergebnis, das mich wiederum zu neuen Arbeiten inspiriert.

Manchmal gibt es aber zu Recht Ausnahmen von dieser Regel:

Zum einen, weil ich nach einer intensiven abstrakten Arbeitsphase einfach mal Lust bekomme, etwas „Reales“ zu schaffen, andererseits, weil ein Kunde bestimmte Vorstellungen zu einer Auftragsarbeit hat. Weiterhin will ich oft einfach wissen, ob ich die Herausforderung bewältigen kann. So in folgenden zwei Fällen:

"Gelbbrust-Ara" Acrylmalerei, 80 x 80 cm (c) von Cordula Kerlikowski

"Gelbbrust-Ara" Acrylmalerei, 80 x 80 cm (c) von Cordula Kerlikowski

Hier waren Künstler vom Förderverein der Hauptstadtzoos in Berlin angesprochen worden, für eine Auktion zu Gunsten der genannten Einrichtungen Bilder beizusteuern.

Nun ist ein Papagei ein wirklicher Hingucker und früher gab es im Tierpark auf dem Hauptweg zum Schloss Friedrichsfelde eine Reihe von diesen Vögeln im Freien auf Sitzstangen und es war schön, sie nah zu erleben. Leider ist das heute aufgrund des Fehlverhaltens mancher Mitbürger nicht mehr möglich. So entschied ich mich also für den Gelbbrust-Ara, zumal ich hier auch meine Lieblingsfarben Primacryl Kobalttürkis, Phthaloblau grünlich und Kadmiumgelb einsetzen konnte.

Schon allein die Vorzeichnung in dieser Größe war recht mühsam, aber gegenüber der Feinarbeit am Gefieder, dem Schnabel und vor allem am Auge doch noch die kleinere Übung. Ich habe mehrere Stunden täglich Feder für Feder gemalt – und es hatte schon etwas Meditatives. Aber je mehr der Ara zum Leben erwachte, desto mehr Spaß hatte ich an der Arbeit.

Dieses Bild hätte ich am Ende beinahe lieber selbst behalten und es war gut, dass die Auktion bald stattfand, sonst hätte ich ihm womöglich nicht mehr hergegeben.

Ähnlich verhielt es sich mit diesem Bild:

"Sittiche" - Acrylmalerei auf Leinwand, 50 x 70 cm (c) von Cordula Kerlikowski

"Sittiche" (c) Cordula Kerlikowski, 50 x 70 cm, Acrylmalerei auf Leinwand

Hier bestellten die Mitarbeiter einer Firma zum 50. Geburtstag ihres Chefs das Bild – Vorgabe waren die Vögel, die er gerne mag und oft fotografierte.

Auch hier arbeitete ich nach einem Foto, denn solch detaillierte Feinarbeit ist an lebenden Tieren nicht möglich, zumal ich nun mal weder Aras noch Sittiche zu Hause halten oder mit Staffelei, Acrylfarben und Leinwand im Tierpark auftauchen möchte. Ich habe mich bemüht, aus verschiedenen Fotovorlagen die charakteristische Haltung dieser Vögel herauszuarbeiten und den Hintergrund möglichst wie in freier Wildbahn zu gestalten. Außerdem sollten die Tiere „leben“ und so wirken, als würden sie gleich losflattern, den Kopf zum Betrachter drehen oder ein fröhlich krächzen. Hier ist es wichtig, rechtzeitig zum Ende zu kommen. Lieber lasse ich ein Detail weg und konzentriere mich auf wesentliche Bereiche wie Augen, Schnäbel, Körperhaltung und eine vertretbare Anzahl lebensnah gemalter Federn…

Da ein Mitarbeiter der besagten, europaweit arbeitenden Firma im selben Hause ein Büro hatte, sah mir auch noch regelmäßig jemand über die Schulter. Ich glaube, für ihn war es recht interessant, bei der Entstehung zuzuschauen – und mich hat es nicht weiter gestört. Durch den Ara hatte ich ja schon ausreichend Routine…

Beide Arbeiten sind bei den Empfängern gut und mit Freude angenommen worden – was natürlich sehr wichtig für mich ist und mich zufrieden macht.

Ich habe bei der Arbeit an den Acryl-Gemälden viel gelernt, eine Herausforderung gemeistert und ….. Lust bekommen, nun wieder ein paar abstrakte Werke zu schaffen.

So ist das, der stete Wechsel ist meine feste Größe….