Gestern fand bereits die vierte von sechs Kurseinheiten zum Thema „Botanisches Malen und Zeichnen“ in der Späth’schen Baumschule statt. Einmal pro Woche treffen wir uns auf diesem traditionsreichen Gelände.
Zur Zeit nutzen wir die freundlicherweise zur Verfügung gestellten Räumlichkeiten, da es draußen noch zu kalt ist und aufgrund der Witterung wenig Blühendes zu finden wäre. So behelfen wir uns mit getrockneten Samenständen des Mohns oder mit Blumen aus dem Blumenladen.
Hier einige Ergebnisse:
In den ersten beiden Kurseinheiten ging es vor allem darum,den Umgang mit dem Material kennen zu lernen, das Erkennen der wesentlichen Details zu üben und an einfachen Formen auszuprobieren, wie man eine Pflanze oder ein Pflanzenteil naturalistisch abbildet. Das ist, wie aus dem Bild zu erkennen, schnell und gut gelungen.
Der dritte Kursabend diente dazu, die Feinmotorik weiter zu schulen, Lockerheit in der Linienführung zu gewinnen und auch schon einmal Farbe in Form von Aquarellstiften einzusetzen. Aquarellstifte sind angenehm weich, farbstark und in vielen Farben erhältlich. Am Beispiel einer Tulpenblüte habe ich Schritt für Schritt gezeigt, wie man vorgeht und am Ende ein naturnahes Ergebnis erzielen kann:
Auf Wunsch der TeilnehmerInnen blieb die Tulpe auch in der vierten Kurseinheit Thema. Das macht Sinn – so vertiefen sich die Fähigkeiten, brennen sich sozusagen ins Gedächtnis, und tragen dazu bei, die Formen später ohne Vorlage einer Originalblüte in verschiedenen Ansichten auswendig zeichnen zu können. Keine Blüte, kein Blatt gleicht dem anderen – intensives Beobachten ist und bleibt die Voraussetzung für eine gute Zeichnung.
Es ist schön zu sehen, wie schnell sich die handwerklichen Fähigkeiten der TeilnehmerInnen festigen und entwickeln. Es ist wie beim Fahrrad fahren – es wird immer ein bißchen besser:
Hier haben wir begonnen, die farbige Aquarellstiftzeichnung mit Wasser zu vermalen. Ausgangspunkt war eine Demonstration an einem Motiv, das wir in der ersten Kurseinheit verwendet hatten:
Es ist kaum noch zu erkennen, dass hier eine Zeichnung Grundlage des Bildes war. Nach dem Vermalen mit Wasser sind die Linien völlig aufgelöst.
Nun ist es aber erst einmal genug der Tulpen und Mohnkapseln. Zum nächsten Termin üben wir uns an Primeln….
Ganz nebenbei „stolperte“ ich bei der Vorbereitung des Kursraumes auf der Eingangstreppe zum Gebäude über einen sogenannten „Stolperstein“, von denen ich in der Baumschule nun doch keinen erwartet hätte. „Stolpersteine“ weisen auf Personen hin, die während der Nazi-Diktatur verschleppt, deportiert und ermordet worden sind. In Berlin finden sich davon sehr viele. Hier der Stein aus der Baumschule für Dr. Hellmut Späth:
So holt uns die Geschichte manchmal an einem Ort ein, wo wir es am wenigsten erwarten…
Wie ich gestern berichtet habe, ging mir das Zeichnen meiner Süßkirschen recht schnell von der Hand und das Ergebnis sah so aus:
Da das Licht zum Abend schlechter wurde, habe ich die letztendliche Entscheidung über den Fortgang der Zeichnung auf den nächsten Tag, also heute, verschoben.
Bei Tageslicht war mir die Zeichnung dann doch noch zu fade, Schatten fehlten auf der Fläche und einige kleinere Fehler (überzeichnete Konturen, Schattierungen der Früchte, Farbtöne…) störten mich doch mächtig. Deshalb habe ich zunächst die Korrekturen vorgenommen und mich entschieden, den Hintergrund mit Weiß (wie die Porzellanschale) zu höhen und danach die Schatten aufzusetzen:
So gefiel es mir recht gut und ich hätte die Zeichnung so belassen können, aber nach einer Pause wollte ich doch einen Hintergrund, der mehr in die Tiefe geht. Rechts neben der Zeichnung sind kleine Farbmuster zu sehen. Dort teste ich, ob die gewählte Farbe zur Zeichnung passt. Zugleich ist es eine gute Erinnerung, wenn ich die Arbeit für längere Zeit unterbrechen muss.
Hier nun die endgültige Fassung:
Jetzt bin ich zufrieden: die Schatten stimmen, die Kirschen treten plastisch hervor und auch der weiße Hintergrund gefällt mir nun besser.
Farbstiftzeichnungen, insbesondere auf Pastellpapier sind sehr empfindlich. Zum einen ist das Papier anfällig für Griffspuren, dafür aber ein wunderbarer Untergrund für solche Arbeiten. Zum anderen besteht immer die Gefahr, dass die Farbflächen selbst bei leichter Reibung verwischen können. Da ich auch Aquarellstifte benutze, mag ich nicht fixieren. Wenn da etwas schiefgeht, z.B. dicke Tropfen auf das Bild treffen, ist die ganze Arbeit hinüber.
Deshalb bekommen solche Arbeiten immer gleich ein Passepartout und eine Kunststoffhülle, so dass die Zeichnung nicht mit anderen Flächen in Berührung kommt. Das klingt alles sehr aufwändig, aber ich finde, das Ergebnis ist die Mühe wert…
Heute habe ich Süßkirschen geschenkt bekommen. Sie sahen so einladend aus, nicht nur, was das Vernaschen betrifft. So habe ich vor das Vergnügen die Arbeit gestellt und eine Farbstiftzeichnung angefertigt.
Hier mein heutiger Arbeitsplatz:
Natürlich brauche ich nicht alle Farbstifte, aber da ich die verschiedenen Töne erst beim Zeichnen spontan auswähle, ist es mir lieber, mein Stiftevorrat ist in der Nähe. Hier benutze ich Aquarellstifte: zum einen sehr weiche von Lyra „Rembrandt“ (für die Flächen), zum anderen harte von Caran d’ache (für Konturen).
Und das sind meine Models:
Ich benutze ein getöntes Pastellpapier, so wirkt die Zeichnung wärmer und ich spare mir die Gestaltung eines Hintergrundes.
Und nun geht es los:
Hier sieht man die einzelnen Arbeitsgänge. Schicht auf Schicht lege ich die Farben übereinander.
Und das ist das Ergebnis:
Für heute beende ich die Zeichnung, da zum Abend das Licht schlechter wird. Morgen überprüfe ich alles noch einmal genauer und überarbeite ggf. noch einige Unregelmäßigkeiten.
Calla – oder: Aquarellstifte sind zum Vermalen da!
10. Mai 2012
Ich gestalte Farbstiftzeichnungen sehr gerne mit hochwertigen Aquarellstiften, da diese besonders weich in der Mine sind und somit ein schichtweiser Aufbau der Zeichnung sehr gut möglich ist.
Hier ein Beispiel:
Diese Zeichnung wirkt klar und bis ins Detail akribisch ausgeführt.
Doch es geht auch „leichtfüßiger“, denn Aquarellstifte lassen sich mit Wasser vermalen, so dass am Ende ein Bild entsteht, das oft nicht mehr von einem Aquarell zu unterscheiden ist. Besonders eignen sich die Stifte für Reisen: man kann die Zeichnung schnell vor Ort durchführen und das Vermalen im Hotel vornehmen – oder aber: dann die Arbeit als reine Farbstiftzeichnung vollenden – diese Entscheidung bleibt immer.
Ich verpasse meist den Punkt, die Zeichnung mit Wasser zu vermalen und zeichne bis zum Schluss Detail für Detail mit scharf gespitztem Stift. Selten gelingt es mir rechtzeitig aufzuhören und den Pinsel zur Hand zu nehmen. Aber manchmal geht es:
Ich verwendete nur einen Grün- und einen Gelbton. Die Bandbreite der Tonwerte ergibt sich aus den verschiedenen Anteilen der beiden Töne im Bild.
Noch ein Tipp:
Hier verwendete ich Zeichenkarton, da mir nicht von vornherein klar war, dass ich die Linien vermalen würde. In diesem Fall ist vorsichtig vorzugehen, da das Papier schnell aufweichen kann. Besser ist es ein Aquarellpapier zu nutzen, es kann dann auch eine leichtere Qualität sein, da das Blatt nicht intensiv gewässert wird. Probieren Sie es aus…
„Koala“ – oder: eine Farbstiftzeichnung braucht Zeit…
20. März 2012
Ich zeichne sehr gern und gerade nach großformatigen Arbeiten ziehe ich mich gern auf ein kleineres Format zurück und suche mir bewußt ein Motiv, das einen Gegenpol zum vorangegangenen Werk darstellt.
So war es auch mit dem „Koala“ …
Ich mag diese putzigen Kerlchen, habe sie aber leider nie in „freier Wildbahn“ erlebt. Also half mir eine Freundin mit einem Foto aus, das sie in Australien aufgenommen hatte.
Eine besondere Herausforderung waren das Fell des Tieres und die vielen Grautöne. Der Koala hat kurzes, dichtes Fell, aber auch lange Haare – das alles wollte ich möglichst genau darstellen.
Ich verwendete dazu sehr weiche Aquarellstifte auf grau getöntem Pastellpapier. Strich für Strich entstand das Bild, wobei ich von außen begann und das Gesicht/die Augen als letztes ausarbeitete. Die einzelnen Linien sind teilweise sehr dünn – manchmal habe ich den Stift nach 4 Linien neu spitzen müssen.
Insgesamt habe ich für diese Zeichnung 24 Zeitstunden gebraucht. Normalerweise interessiert mich die Arbeitszeit nicht, die ich benötige, aber hier habe ich doch einmal auf die Uhr geschaut…
Von dieser Arbeit habe ich noch einige handsignierte Exemplare als hochwertigen Kunstdruck. Preise auf Anfrage.